Zwei Flachlandfahrer melden sich zum Ötztaler Radmarathon 2018. Zwei Blogs berichten über die Vorbereitungen aus zwei Perspektiven. VeloQ.de berichtet reine Propaganda. Auf cervelobabe.com kommt die ungeschminkte Wahrheit auf den Tisch.
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Jede Sache hat so zwei Seiten. So wie Licht und Schatten. Ohne Licht kein Schatten und andersrum. Oder „schmeckt“ und „schmeckt nicht“. Theoretisch. Denn beim Essen ist es ja komplizierter geworden. Man kann auch sagen „vielfältiger“. Dann klingt das politisch korrekter. Politisch korrekt ist wichtig beim Thema Ernährung. Rennradfahrer verstehen da keinen Spaß. Am Wochenende heißt die Runde letztlich nicht umsonst „Kuchenrunde“. Gewicht muss man schließlich auch halten.
Irgendwann landet man zwangsläufig nach FDH, Low Carb, High Carb, High Protein, Low Protein sowie Intervalltraining und -fasten bei der Disziplin „Vegan“. Und so wie es kein einfaches Hoch und Tief bei der Frage der richtigen Laufräder gibt, gibt es auch keinen „einfachen“ Veganer.
Ich kenne Veganer aus Überzeugung. Wahre Superhelden Kraft ihres Willens. Sie werden die Welt retten, nur mit Hilfe Ihrer Einstellung. Leider machen die anderen Millionen Menschen noch nicht mit, aber daran arbeiten wir ja gerade. Gespräche münden meist in abendfüllende Diskussionen über den Carbon Footprint von Kühen. Ich dachte immer, die weiden auf der Weide und haben mit Carbon sonst nix zu tun, aber die müssen wohl auch mit den Trends des Marktes mithalten.
Dann das Klischee der Radikalveganer. Das ist für mich so die 365.000km/Jahr-auf-Strava Klasse. Also so Endboss. Endlevel Vegan wäscht sich Haar und Körper (ja, ALLE Haare) nur noch mit reinem Wasser, ohne Shampoo und Duschbad. Seife ist schließlich industriell verunreinigt und ethisch nicht vertretbar. Als Kaulquappen „damals“ ging es ja auch ohne. Ich finde das bei aktuellen 38°C zwar etwas eklig, aber auch das ist rein persönliche Ansichtssache.
Und dann… dann gibt es noch meinen Mann. Den Angstveganer.
Klar gibt er das nicht zu. Er verfolgt ja auch kein hohes spirituelles Ziel dabei. Er ist einfach Veganer aus Angst geworden. Angst davor, den Berg nicht zu schaffen, für den er sich sinnigerweise selbst freiwillig gemeldet hat. Oder nennen wir es Panik. Panik, diesen Berg im September nicht schnell genug hochzukommen, weil so ein Bauch zwar aerodynamisch, aber auch schwer wie Blei ist.
Egal wie, im April – beim Essen – hieß die Strategie für den Ötztaler: Vegan soll das Problem mit dem Berg richten. Für mich hörte sich das in dem Moment eher verzweifelt an. Auf jeden Fall, so richtig nach Plan klang das nicht.
Was das nämlich überhaupt für ein Berg ist und dass das nicht nur EINER, sondern VIER, hat er erst NACH der Anmeldung gemerkt.
Nun stellte sich tragischerweise nach ein paar Wochen auch noch heraus, dass diese Abspeck-Methode bei ihm ausserordentlich gut funktioniert. Also nimmt nun die gesamte Familie seit April am Ötztaler Teil. Oder sollte ich eher sagen: leidet die gesamte Familie seit April mit.
Veganes Rennradfahrer Abendessen: Brot, Erdnussbutter und Erdnüsse.
Was aus der Rennradfahrer Perspektive nämlich nicht erzählt wird, ist die Geschichte, wie man Angstveganer, Familie und gemeinsam Essen unter einen Hut bringen soll. Zur kurzen Erläuterung sei gesagt, dass es in unserem ersten Tochter Kita Feedback Gespräch unter anderem darum ging, dass sie Tiere im Tierbuch nach „schmeckt gut“ und „schmeckt nicht gut“ einteilte. Im Mai musste ich unsere beiden Kids dann die Wahrheit erzählen, dass Ihr Vater seit Wochen nur noch trocken Brot und Wasser isst, weil er aus persönlicher Angst abnehmen will. Und schließlich endet es Stand August in 4 Töpfen, 3 Pfannen und 2 Ofenstunden für EIN gemeinsames Abendessen.
Baby, als Greg gesagt hat: „Es wird nie leichter, nur schneller,“ meinte er damit, Du sollst „mehr REINTRETEN“ und nicht „mehr ABNEHMEN“!
Egal. Mal sehen, wie das am 2. September dann so läuft. Ich werde es mir auf jeden Fall genüsslich mit Tiroler Schinken-Käsestulle in der Hand anschauen und ihm dabei
„Quäl Dich, Du Tofu!“
zurufen.
Danke! Ich habe sehr gelacht! Ich mochte „seine“ Beiträge schon länger, wusste aber nicht, dass er so eine begabte Frau hat. Ich hatte viel Spaß und freue mich auf viele Fortsetzungsartikel!
Danke, danke!